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Begrüßung Michael Konken

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

eine Fachtagung mit den jungen Journalistinnen und Journalisten unseres DJV ist zugleich auch die Frage nach der Zukunft unseres Verbandes. Wenn über hundert junge Kolleginnen und Kollegen an diesem Wochenende nach Magdeburg gekommen sind, dann ist mir nicht Bange um unsere Zukunft. Ihr seid die Zukunft unseres Verbandes, unserer Gewerkschaft. Aus diesem Grund würde ich mich freuen, wenn ihr euch noch intensiver in die Arbeit des DJV einbringt, um ihn zukunftsfähig, modern und visionär zu entwickeln.

Ich beobachte mit Sorge die Erosionen auf dem Markt der journalistischen Aus- und Weiterbildung. Einerseits kommt es zur massiven Existenzgefährdung bewährter Institute: Gründe sind vor allem der Rückgang der Einnahmen durch Teilnehmerschwund, Zuschusskürzungen, Wegfall von Projektförderungen durch öffentliche Zuschussgeber und andererseits ein unge-bremster Zuwachs an Hochschulaktivitäten in der journalistischen Ausbildung.

Fachhochschulausbildungen gehen zunehmend einher mit einer zielorientierten PR-Ausbildung, um so ein breites Spektrum für künftige Berufschancen zu bieten. Heißt: Mediale Vielfalt soll die Berufschancen erhöhen. Auf der Strecke bleibt die reine journalistische Lehre.

Die Hochschulen bilden mittlerweile weit über Bedarf aus. Nach jüngsten Untersuchungen absolvieren über 1.000 Studenten jährlich in den 21 berufsvorbereitenden Haupt-, Aufbau- und Nebenfachstudiengängen die Fächer Journalistik und Kommunikationswissenschaften. Nicht berücksichtigt sind die rund 60 eher künstlerisch oder von einem fachlichen Schwer-punkt geprägten Hochschulstudiengänge. Ich weiß schon nicht mehr, ob ich jungen Men-schen, die mich bezüglich einer Hochschulausbildung ansprechen, einen objektiven Rat geben kann. Langsam zweifle ich daran, ich muss dies hier offen zugeben, ob ein journalistisches Studium angesichts der wenigen Stellen noch der erfolgreiche Weg zu unserem Beruf ist. Die Kombination von Studium - und hier ist auch ein Fachstudium nicht falsch -, Volontariat und Praktika sind aus meiner Beobachtung der vergangenen Monate die richtige Mischung. Doch auch dann bedarf es noch sehr viel Glück, um den angestrebten Beruf ausüben zu können.

Zugleich wird durch die Arbeitgeberseite versucht, fast insgesamt 2.400 Volontariate, davon ca. 2.000 tarifgebunden in Printmedien und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, stärker von den Anforderungen der Tarifverträge (Ausbildungstarifvertrag) abzukoppeln. Genauer gesagt: Nicht einmal die Volontärskurse - ein zentraler Bestandteil des Ausbildungstarifvertrages - sind obligatorisch: Mehrere Hundert Volontäre kommen offensichtlich, gemessen an Angebot und Nachfrage, nicht in den Genuss einer längeren überbetrieblichen Ausbildung. Einmal ganz abgesehen davon, dass die vollen sechs Wochen theoretischer Ausbildung sowieso nicht mehr durch die meisten Arbeitgeber gewährleistet werden. Ein unhaltbarer Zustand, der aber auch die Einstellung der Arbeitgeber zur Ausbildung und zur Qualität faktisch deutlich macht.

Die Berufsaussichten am Ende der Ausbildungszeit werden zunehmend schlechter; was bleibt ist der unsichere Ausweg in die Freiberuflichkeit und in den anscheinend nachwuchsoffeneren PR-Bereich. Gegen Letzteren bestehen offensichtlich keine Berührungsängste mehr, auch nicht gegen die Vermischung von PR- und Journalismus-Elementen in der Ausbildung. Die Grenzen des journalistischen Berufs und die Beliebigkeit seiner Ausübung entwickeln sich in eine Richtung, die wir alle bisher verhindern wollten. Müssen wir an diesem Punkt unsere Vorstellungen eines journalistischen Berufsbildes überprüfen?

Der DJV hat diese und ähnliche Entwicklungen, die sich konkret auf die individuelle Arbeits-situation im Bereich der Aus- und Weiterbildung auswirken, in seinem „Memorandum Aus- und Weiterbildung in der Krise“ zusammengefasst. In seiner Zukunftskonferenz ist er über die Bildungsfrage hinausgegangen und hat Perspektiven für den DJV und für den Journalismus skizziert, die Grundlage für weitere Schritte im kommenden Jahr.

Die Headline dieser Fachtagung „24 Stunden Zukunft“ passt daher ideal in das, was wir im DJV vorhaben und umsetzen wollen. Und da muss ich euch ein Dankeschön sagen. Als wir im Frühjahr dieses Jahres unseren Zukunftskongress in Fulda veranstalteten, da waren dem Bundesvorstand die Schwierigkeit und die Akzeptanz einer solchen Veranstaltung bewusst. Wir sind das Risiko trotzdem eingegangen, da wir davon überzeugt waren, das Thema Zu-kunft thematisch belegen, eine Idealzündung geben zu müssen. Ich meine, das ist zusätzlich, abgesehen von mehr oder weniger guten Ideen aus dieser Veranstaltung, gelungen. Denn seit-her befassen sich viele interne Diskussionspapiere mit diesem Thema. Und - es war besonders der Workshop des Fachausschusses der Jungen Journalistinnen und Journalisten, der sich engagiert und an neuen Ideen orientiert der Aufgabe stellte.

Daher bewegt und beschäftigt mich die Frage, ob der Journalismus überhaupt noch eine Chance für den Nachwuchs ist. Mir ist bewusst, und ich habe dies bereits angesprochen, dass heute ein gutes Studium, vielleicht sogar gekoppelt mir Praktika und einen Volontariat, nicht mehr ausreicht, um nahtlos diesen Beruf zu ergreifen. Als ich in der vergangenen Woche mit den Teilnehmern des Volontärskurses im Haus Busch darüber sprach, gab es eher Hinweise dafür, dass der überwiegende Teil der Teilnehmer wenige Chancen der Übernahme sah. Trotzdem stemmten sie sich engagiert gegen diese negativen Tendenzen. Sie wollten ihre Zu-kunft im Journalismus finden. Ein für mich bemerkenswerter Widerstand gegen den Trend. Ein Widerstand, der es wert ist, weiter gekämpft zu werden. Ich hoffe immer noch, dass sich der negative Trend bald verändern wird, denn ohne Nachwuchs stirbt der Journalismus und ich werde dafür weiter kämpfen, dass es bald zu einer Trendwende kommt. Ich habe daher unseren Hauptgeschäftsführer Hubert Engeroff gebeten, diese Problematik in den bereits begonnenen Tarifverhandlungen mit dem BDZV anzusprechen. Es hilft aus meiner Sicht nicht weiter, die Ausbildung (Studium, Volontariat, Praktika etc.) qualitativ zu verbessern, ohne in einer konzertierten Aktion die Arbeitgeber an ihre Verantwortung für den journalistischen Nachwuchs nachdringlich zu erinnern. Daher fordere ich hier und heute die Verleger und In-tendanten erneut auf, ihrer Verantwortung hinsichtlich der Ausbildung des journalistischen Nachwuchses mehr als bisher nachzukommen. Schafft neue Ausbildungsplätze in den Redak-tionen, schafft diese aber auf der Grundlage tariflicher Vereinbarungen und nicht in Leiharbeitsfirmen. Letzteres schafft keine qualitative Ausbildung und keine Journalisten, die künftig den Anforderungen der Medien entsprechen. Dazu gehört, dass die Volontärsausbildung in bewährten Journalistenschulen stattfindet, die über das entsprechende Wissen verfügen. Jetzt muss ein Zeichen in der Ausbildung gesetzt werden, denn es ist bereits fünf nach zwölf.

Der DJV-Bundesvorstand hat beschlossen, die Idee der Berufsbildungskommission aufzu-nehmen und das kommende Jahr unter das Thema „Aus- und Weiterbildung“ zu stellen. Mit vielfältigen Aktionen auf Bundes- und Landesebene wollen wir mit Veranstaltungen, Diskus-sionen und einem ständigen Diskurs das Thema vertiefen und öffentlich machen. Höhepunkt soll der Verbandstag 2006 sein, auf dem wir dieses Thema intensiv unter eurer Mithilfe dis-kutieren und Beschlüsse fassen wollen, die in einen Maßnahmenkatalog für die kommenden Jahre eingehen sollen. Ich setze schon jetzt darauf, dass ihr alle dabei seid, denn es geht um eure Zukunft.

Ich hoffe, dass wir das Grobprogramm bereits während des diesjährigen Verbandstages in Weimar vorstellen können, so dass wir schnell im kommenden Jahr starten können. Ich bitte euch schon heute: Macht mit und bringt euch thematisch und mit Aktionen ein. Ich setze be-sonders auf euch.

Das Thema Zukunft wird aber nicht mit dem Jahr 2006 abgeschlossen sein. Wir müssen es auch darüber hinaus immer wieder deutlich platzieren. Abschließend hoffe ich auf eure aktive Mithilfe und Unterstützung, denn es geht um euch, um euer Thema und um eure Zukunft. Bevor ich nunmehr zum Ende komme, möchte ich dem Fachausschuss Junge Journalistinnen und Journalisten und besonders Markus Beyer und Ariane Steinbarth besonders für ihre Ar-beit danken. Dank geht auch an Hendrik Zörner und Nicole Sauer, die diese Fachtagung mit den Vertretern des Fachausschusses organisiert haben.

Der DJV-Bundesvorstand steht an eurer Seite und wird alles unterstützen, was uns diesem Ziel näher bringt. Ich freue mich auf eine intensive Zusammenarbeit und wünsche uns allen eine erfolgreiche Fachtagung.

Rede Michael Konken

Rede Markus Beyer

Eine Chance für die Zukunft

Ihr macht Politik für die Zukunft

Inside: "24 Stunden Zukunft"

Wo bin ich - weiss ich nicht
(Workshop 1)

Die drei strategischen "A"-Fallen
(Workshop 2)

Die Zukunft liegt im Bauchladen...
(Workshop 3)

Im Gefüge der Macht
(Workshop 4)

Der Weg ist das Ziel
(Workshop 5)

PR-Leute sind schlechte Menschen...
(Interview mit Prof. Dr. Kocks)

Leute lasst euch nicht verführen...
(Interview mit Prof. Dr. Weischenberg)

Das sind wir
(über die Macher)

Boulevardisierung...

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(mit Kontaktmöglichkeit)

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