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"PR-Leute sind schlechte Menschen, aber gut bezahlt"
Von Christin Campe und Lisa Magdalena Richter PO: Was war das Ziel Ihrer Rede Prof. Dr. Klaus Kocks: Mein Ziel ist gesellschaftspolitisch. Ich will eine freie Presse, auch wenn ich als PR-Mann gegenläufig agiere. Aber PR ist ein Parasit der freien Presse und der Parasit will nicht unbedingt, dass es dem Wirt schlecht geht. PO: In Ihrem Referat sagten Sie, dass sich Objektivität nicht nach Vorsatz, sondern nach Möglichkeit entscheidet. Gibt es in Ihren Augen keine objektiven Journalisten? Prof. Dr. Klaus Kocks: Objektiver Journalismus kann nicht von Redakteuren gemacht werden, die tagtäglich vier Seiten im Lokalteil füllen müssen. Die können sich nicht lange hinsetzen und noch recherchieren. Die arme Sau nimmt, was sie zusammenraufen kann. Wie kann da eine Lokalzeitung noch kritische Beiträge bringen, wenn der Redakteur schon Probleme hat, in der vorgegebenen Zeit einfach nur seine Seiten zu füllen? Im Gegensatz dazu bietet der Spiegel seinen Redakteuren die Möglichkeit von fünf Wochen Recherche-Zeit. Die können auf riesige Archive zurückgreifen. Es geht bei der Frage nach gutem Journalismus einfach um Arbeitsbedingungen. Solange diese nicht geboten werden können, kann man von objektivem Journalismus nicht reden. PO: Was ist der Unterschied zwischen PR und Journalismus? Prof. Dr. Klaus Kocks: Journalisten werden schlecht bezahlt. PR-Leute sind schlechte Menschen, die aber gut bezahlt werden. PO: Haben Sie als PR-Mensch - also als „schlechter Mensch“ - ein gutes Gewissen bei Ihrer Arbeit? Prof. Dr. Klaus Kocks: Mein Gewissen ist rein. PR lässt sich ethisch nicht begründen. PR hat nichts mit Gesinnungsethik zu tun, sondern mit Verantwortungsethik. Kann ich mich der Verantwortung stellen, Apfelsaft zu verkaufen oder Kokain? Man muss auch immer mit den Folgen leben können. Ich habe Alkopops vertreten, bin ich jetzt mit daran schuld, dass sich junge Leute am Wochenende ins Koma saufen? PO: Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Haben Sie in Ihrer Familie Probleme durch berufliche Handlungen? Was sagt Ihre Frau dazu, wenn Sie Alkopops vermarkten, die Ihre Tochter konsumieren kann? Prof. Dr. Klaus Kocks: Was ist denn mit der Eigenverantwortung der Jugendlichen? Verhindere ich mit den Alkopops nicht, dass die Jugendlichen unkontrolliert in der Garage Unmengen Wodka mit Orangensaft mischen? Das ist meine eigene Entscheidung, die ich alleine treffen muss. |
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