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Im Gefüge der Macht
Von Michaela Grunow und Benno Müchler Wer sich von den Teilnehmern einen reinen Praxisworkshop zum journalistischen Handwerkszeug erhofft hatte, wurde hier fast enttäuscht und erst kurz vor Ende befriedigt. Stattdessen sind die Rahmenbedingungen journalistischer Arbeit geklärt worden. Ermunternd sprach Referent Ekkehart Sieker über Ziele und Interessen. Zukünftige Journalisten müssten wissen, welche Art von Journalismus sie betreiben möchten. Einerseits gibt es den „wahren Journalismus“, der wirklich informiert und die Demokratie verteidigt. Seine Grundlage ist Artikel 1 des Pressekodex, wonach die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit oberstes Gebot sind. Andererseits gibt es den Bereich der „Public Relations“ (PR), der sich am Gewinn orientiert. „Es geht um das Geschäft“, so Sieker. Ein Journalist müsse Geld verdienen, um zu überleben. Dabei dürfe er nie vergessen, dass er in einem Staat lebe, in dem Medien und Republik von Mächtigen beherrscht würden: „Wirtschaftskonzerne sind mächtiger als Staaten und Bertelsmann mächtiger als irgendein Kanzler.“
Egal für welche Richtung sich angehende Medienmacher entscheiden, wichtig ist, dass die eigenen Ziele klar gesteckt sind, um diese im Berufsleben durchsetzen zu können. Da heißt es: „Kämpfen und gegebenenfalls Opfer bringen.“ Wer gegen den Strom schwimmt, wird weniger verdienen als der, der sich in seinen Ansichten zwar verrenkt, aber sich hierarchisch unterordnet. Dennoch kann jeder seinen eigenen Weg beschreiten - am besten mit Gleichgesinnten. Ohne Auseinandersetzungen ist das jedoch kaum möglich. „Sie müssen wissen, wann Sie den Mund aufmachen, sollten sich aber nicht bei jeder Kleinigkeit aufregen“, riet er den Anwesenden. Klar war schließlich für Sieker: „Ich habe an den Reaktionen einiger Teilnehmer gemerkt, dass ich in meiner Ausführung über das wirkliche Machtverhältnis in den Medien nicht so ganz falsch lag.“ Teilnehmerin Katja Feller stimmte zu, ging aber etwas enttäuscht aus dem Workshop: „Inhaltlich wurde das Thema verfehlt. Um Praxis, wie die Recherche, ging es fast gar nicht. Dennoch habe ich Herrn Sieker verstanden. In Zukunft werde ich mehr darauf achten, was PR ist und Inhalte stärker hinterfragen.“ |
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